Leiser Bahnverkehr ohne Mauern
Wie Schienenstegdämpfer den Lärm an der Quelle reduzieren
Eine Alternative für Städte, Gemeinden und Betroffene
Bahnverkehr ist wichtig – aber er darf nicht krank machen. Für viele Anwohnerinnen und Anwohner ist das ständige Rumpeln und Quietschen der Züge eine dauerhafte Belastung. Doch Lärmschutz muss nicht immer in Form von meterhohen Wänden daherkommen. Der Akustikexperte Dr. Christoph Gramowski zeigt in einem aktuellen Fachbeitrag, wie Schienenstegdämpfer eine wirksame, unauffällige und nachhaltige Lösung sein können.
Lärmschutz direkt am Gleis – leise und effektiv
Seit über zwei Jahrzehnten wird an neuen Möglichkeiten geforscht, um Bahnlärm direkt an der Quelle zu reduzieren – nämlich an der Schiene selbst. Das Ergebnis dieser Forschung sind sogenannte Schienenstegdämpfer (SSD). Diese kleinen, aber wirkungsvollen Elemente werden direkt an den Schienensteg geklemmt und reduzieren das sogenannte Rollgeräusch, das entsteht, wenn Zugräder über das Gleis laufen.
Dr. Christoph Gramowski beschreibt in seinem Artikel, wie diese Technik inzwischen ausgereift, zuverlässig und praxiserprobt ist. Schienenstegdämpfer werden heute weltweit eingesetzt – auf Stadtbahnlinien, Regionalstrecken und sogar bei Hochgeschwindigkeitszügen. Ihre Besonderheit: Sie brauchen keinen zusätzlichen Platz, sind optisch kaum sichtbar und verzichten vollständig auf Klebstoffe oder aufwendige bauliche Maßnahmen.
Warum nicht einfach eine Lärmschutzwand?
Lärmschutzwände haben ihre Berechtigung, doch sie stoßen in der Praxis häufig an Grenzen: In engen Stadtvierteln fehlt der Platz, Anwohner lehnen sie aus ästhetischen oder städtebaulichen Gründen ab, und die Bauzeiten sind lang und teuer. Zudem wirken Lärmschutzwände nicht direkt an der Quelle – sie blocken nur einen Teil des bereits entstandenen Schalls ab.
Schienenstegdämpfer setzen dort an, wo der Lärm entsteht. Und das mit Erfolg: Je nach Streckenprofil und Einbausituation können sie Schallreduktionen von 1 bis über 10 Dezibel erzielen – ein hörbarer Unterschied, besonders in lärmsensiblen Bereichen wie Tunneln, engen Kurven oder bebauten Gebieten.
Wissenschaftlich erprobt und praktisch bewährt
Die Technik wurde in mehreren bundesweiten Projekten – etwa dem Konjunkturpaket II oder I-LENA – systematisch getestet. Dabei zeigte sich nicht nur die akustische Wirksamkeit, sondern auch die technische Robustheit der Dämpfer. Entscheidend war außerdem, dass sie mechanisch geklemmt werden – ohne Bohren, ohne Kleben, ohne Chemikalien. Das schützt die Umwelt, erleichtert die Wartung und spart Zeit beim Einbau.
Dr. Gramowski hebt hervor, dass moderne Schienenstegdämpfer wie das System VICON AMSA FSV nicht nur in Deutschland, sondern europaweit auf Strecken verbaut werden – ob in den Tälern von Rhein, Elbe und Inn oder auf städtischen U-Bahnlinien. Auch unterirdisch, wo Lärm sich besonders stark ausbreitet und reflektiert, wirken Schienenstegdämpfer besonders gut: In Tunneln wurden Lärmreduktionen von bis zu 10 dB erzielt.
Ein Plus für Anwohner, Kommunen und Umwelt
Ein weiterer Vorteil ist die einfache Montage: Pro Stunde können bis zu 200 Meter Gleis mit Dämpfern ausgerüstet werden – besonders wertvoll bei Nachteinsätzen mit kurzer Sperrzeit. Die Bauteile sind wetterfest, langlebig und wartungsfrei. Und sie können auch problemlos dort eingesetzt werden, wo Instandhaltungsarbeiten regelmäßig notwendig sind – etwa beim Stopfen oder Schleifen der Gleise.
Für Bürgerinnen und Bürger, die sich für besseren Lärmschutz an Bahnstrecken einsetzen, ist das eine wichtige Botschaft: Schienenstegdämpfer sind eine genehmigungsfähige, erprobte und wirkungsvolle Lösung, die sich in Planungsverfahren einbringen lässt – als Alternative oder Ergänzung zu herkömmlichen Maßnahmen. Besonders dort, wo Wände nicht infrage kommen, kann diese Technik mehr Akzeptanz und Lebensqualität schaffen.
Fazit: Eine Technologie, die gehört werden sollte
Schienenstegdämpfer sind kein Zukunftsversprechen, sondern eine bereits verfügbare Antwort auf die Lärmprobleme vieler Bahnstrecken. Sie kombinieren technische Reife mit einfacher Umsetzung und bieten eine echte Chance für leisere Städte und Gemeinden – ganz ohne massive Eingriffe ins Stadtbild.
Dr. Christoph Gramowski nennt sie zurecht einen „Gamechanger im nachhaltigen Lärmschutz“. Wer vom Bahnlärm betroffen ist, sollte diese Möglichkeit kennen – und aktiv einfordern, wenn neue Strecken geplant oder bestehende modernisiert werden.
Zum vollständigen Artikel in DER NAHVERKEHR (05/2025): Link zum Beitrag
„Schienendämpfer: Gamechanger im nachhaltigen Lärmschutz“ von Dr. Christoph Gramowski
www.busundbahn.de/archiv/der-nahverkehr.html